Notfall

Vitamin D

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Wenn Sonne auf die Haut trifft, bilden Leber und Niere aktives Vitamin D.

 

Wissenswerte Fakten zu Vitamin D

von Dr. med. Makarios Paschalidis

In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte man einen Zusammenhang zwischen einer Substanz die man Vitamin D nannte und das Auftreten von Rachitis (Knochenerweichung) bei Kindern feststellen. Den Göttinger Chemiker Adolf Windaus gelang es anschließend die Struktur von Vitamin D zu entschlüsseln und es  synthetisch  herzustellen. Für seine Verdienste um die Erforschung von Sterinen (Vitamin D-Vorstufe) und ihres Zusammenhangs mit den Vitaminen  erhielt er bereits 1928 den Medizin-Nobelpreis.

Erst viel später konnten Forscher nachweisen, dass Vitamin D Vorstufe eines Hormons ist (Prohormon), das im Körper synthetisiert werden kann. Wenn Sonne auf die Haut trifft, bilden Leber und Niere aktives Vitamin D. So entstehen 90 Prozent des körpereigenen Stoffs. Der Restbedarf wird gedeckt, wenn man z.B. fettreichen Fisch isst. Vitamin D reguliert den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel und stärkt die Muskeln. Wenn es fehlt, sinkt vor allem der Kalziumspiegel.
Es sind aber auch mehr als 6000 Gene bekannt, die durch das Vitamin D-Hormon beeinflusst werden. Folge davon sind verschiedene biologische Wirkungen, die bei der Entstehung – und damit auch Prävention – von chronischen Krankheiten eine Rolle spielen könnten. Dazu gehören die Förderung der Selbstzerstörung (Apoptose) von Krebszellen, die Stärkung von Immunzellen, die für die Abwehr von Infekten (u.a. Schnupfen, Bronchitis und Influenza-Grippe) notwendig sind, die Verbesserung der Muskelkraft und Herzleistung, die Erhaltung der Funktionstüchtigkeit von Nervenzellen, sowie die Verbesserung der Insulinwirksamkeit.

In einer aktuellen Studie  wurde der Zusammenhang des Vitamin D-Spiegels und der Mortalität (Sterberate) untersucht. Dabei wurden die Ergebnisse von knapp 850.000 Teilnehmern zusammengetragen. Bei dieser Studie konnte gezeigt werden, dass Probanden die einen Vitamin D-Mangel aufweisen ein dtl. erhöhtes Risiko für Sterblichkeit, Tod durch Herz/Kreislauf-Erkrankungen, Tod durch Krebs im Vergleich zur Gruppe die gut mit Vitamin D versorgt sind.
Andere Untersuchungen zeigten bei Menschen mit erniedrigtem Vitamin D-Spiegel ein erhöhtes Risiko an Krebs (beispielsweise Brustkrebs der Frau, Darmkrebs, Nierenkrebs und Prostatakrebs) zu erkranken.
Es ist jedoch bisher noch nicht bewiesen, dass der Ausgleich eines solchen Vitamin D-Mangels tatsächlich das Krebsrisiko, das Auftreten bestimmter chronischer Krankheiten oder dem vorzeitigem Tod senken wird.

Über die Nahrung können wir in der Regel nicht ausreichend Vitamin D aufnehmen. Nur wenige Lebensmittel enthalten Vitamin D in bedeutenden Mengen, dazu gehören insbesondere Fettfische und in deutlich geringerem Maße Leber, Margarine (mit Vitamin D angereichert), einige Pilze und Eigelb. 
Vitamin D müssen wir über die Sonnenbestrahlung der Haut bilden. Dazu bedarf es einer bestimmten  Dosis von UVB-Strahlen. Für eine ausreichende Vitamin D-Produktion würde es ausreichen, wenn wir im Sommer um die Mittagszeit für 10 min in Badehose oder Bikini in die  pralle Sonne gehen könnten.  Ein Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor, der vor Sonnenbrand schützt, verhindert aber die  Vitamin D-Bildung. Ein weiterer Aspekt der zu berücksichtigen ist, ist die Tatsache, dass durch die Lage Deutschlands (zwischen dem 47. und 55. Grad nördlicher Breite), von ca. Anfang  Oktober bis ca. Ende März die Sonne so tief steht, dass die entscheidenden UVB-Strahlen nicht mehr in ausreichender Stärke durch die Atmosphäre durchkommen. Dieser sogenannte „Vitamin D-Winter“ führt zu einer Reduktion des Vitamin D-Spiegels, vom Höchststand Ende August bis zum Tiefstand Mitte März etwa die Hälfte. Die übliche Sonnenbestrahlung in Frühjahr und Sommer reicht für die meisten „Büromenschen“ nicht einmal aus, um während dieser Zeit in den Normalbereich zu kommen.

Einerseits wird beim Menschen durch UV-Strahlung die körpereigene Vitamin-D-Bildung angeregt. Andererseits kann UV-Strahlung gesundheitsschädigend auf Auge und Haut wirken. Ein bewusster Umgang mit natürlicher wie künstlicher UV-Strahlung ist darum unerlässlich.

https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d/

 

Klassifizierung der Vitamin-D-Versorgung:
25-OH-Vitamin D [ng/ml]

   
< 5 Schwerster Vitamin-D-Mangel
5 - 10 Schwerer Vitamin-D-Mangel
10 - 20 Vitamin-D-Mangel
20 - 30 Suboptimale Vitamin-D-Versorgung
(relativer Mangel)
30 - 50 Optimaler Vitamin-D-Spiegel
50 - 70 Obere Norm
70 - 150 Überdosiert, jedoch nicht toxisch
> 150 Vitamin-D-Intoxikation

 Hollick MF: Vitamin D Deficiency. N Engl J Med 2007;357:266-281.

 

Fazit:

Vitamin D-Spiegel können das ganze Jahr über gemessen werden.
Für die Analyse wird lediglich eine Serumprobe benötigt. Eine spezielle Vorbereitung des Patienten ist nicht notwendig.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hält einen Wert von mehr als 30 ng/ml für ideal. Weil sie zu wenig Sonne bekommen, sollten alle Menschen ab einem Jahr täglich 800 Einheiten einnehmen.
Richtwerte für einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel liegen laut Robert Koch Institut  bei 30 ng/ml Calcidiol.


Die empfohlenen Bereiche sind:

Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts fehlt 60 Prozent der Deutschen im Winter Vitamin D.

   
ausreichend zwischen 20 und 30 ng/ml (50 und 75 nmol/l)
optimal zwischen 30 und 70 ng/ml (75 und 175 nmol/l)

 

Bei nachgewiesenem Vitamin D-Mangel (Vitamin D-Spiegel < 20 ng/ml) empfehlen wir 8 Wochen lang 1 x wöchentlich 20.000 IE Vitamin D3

Liegt danach der 25(OH) Vitamin D3-Spiegel weiterhin unter 30 ng/ml, sollte diese Therapie für weitere 8 Wochen durchgeführt werden

Ansonsten danach 20.000 IE Vitamin D3 alle 2–3 Wochen dauerhaft, sofern  keine vermehrte Sonnenlicht-Exposition stattfindet bzw. tägliche Erhaltungsdosis von 1.000–2.000 IE.

Aufgrund der nachgewiesenen Harmlosigkeit von Vitamin D und dem sehr wahrscheinlichen Nutzen im Hinblick auf Krebs und Infekte, auch im Winterhalbjahr empfehlen wir einen Spiegel von >30 ng/ml durch eine Nahrungsergänzung mit Vitamin-D aufrechtzuerhalten.
Dazu ist von Oktober bis März die Einnahme von 20.000 Einheiten Vitamin D pro Woche (1 Kapsel Dekristol) notwendig. Eine Vitamin D-Vergiftung ist bei einer solchen Dosierung ausgeschlossen. Am Ende des Winterhalbjahres wird  durch eine ausreichende Sonnenbestrahlung ein ausreichender Vitamin D-Spiegel erreicht.

Bei nachgewiesenem Mangel und einer erfolgten Supplementierung des Vitamins (siehe hierzu z. B. die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)) sollte eine Kontrolle frühestens nach 3 Monaten erfolgen.

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